Die US-Wahl war eine Stimmungswahl. Die USA stehen im Vergleich zu anderen Nationen gut da. Dennoch, Viele haben das Gefühl, es geht ihnen schlechter als früher. Und so wählen sie dann auch.
Ähnliche Phänomene lassen sich auch oft in Organisationen beobachten. Sie sind wirtschaftlich stabil, die Jobs sind sicher und doch reichen oft kleine Fehler und Ereignisse, um große Wirkung im Gemüt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszulösen. Und mit der Stimmung ist es wie mit dem Ruf. Einmal ruiniert braucht es viel Energie, sie wieder in die Höhe zu bekommen. Warum ist das so? Und was kann man tun?
Hilfreich ist einmal sicher, das Warum zu verstehen. Der Mensch kennt nach Paul Ekman 6 Basisemotionen: Freude, Traurigkeit, Angst, Wut, Ekel und Überraschung. Diese bilden sich in allen Kulturen in den Gesichtsausdrücken ab – man kann also davon ausgehen, dass sie recht „tief verdrahtet“ sind.
Der aufmerksame Leser zählt mit und merkt: 1 ist positiv, 4 negativ und 1 neutral. Das war evolutionär sinnvoll, gleichzeitig macht es negative Nachrichten spannend und mächtig, positive müssen sich erst gegen die vielen negativen Kanäle durchsetzen. Daher braucht das Positive sehr intensive Bespielung, sonst geht es unter.
Was sind daher Tipps, um die Stimmung aktiv – als Erfolgsfaktor – aktiv zu bearbeiten? Hier 8 Anregungen aus konkreten Erfahrungen zum Auswählen für die eigene Situation:
- Probleme klar ansprechen statt tabuisieren (oder so tun, als wären sie gelöst)
Innovative Organisationen haben einen klaren Grundsatz: mach das Problem öffentlich („air the problem“), dann wird es gelöst. Aus vielen Unternehmen und – insbesondere aus der Politik – kennen wir vielfach das Gegenteil. Es gilt das Prinzip des offiziellen Schweigens bei gewaltigem Hintergrundgetöse. Das ist meistens schlecht für die Sache und sicher schlecht für die Stimmung. Daher – Probleme ansprechen – und lösen. - Im ständigen Dialog bleiben. Gut zuhören.
Miteinander reden ist der Schlüssel zu fast allem, was ein gutes Miteinander ausmacht. Daher immer im Dialog bleiben. Zuhören, verstehen und antworten. Besonders mächtig sind Formate, in denen Sie als Führungskraft / Top-Manager:in einfach nur zuhören. Keine Antworten geben, nur Fragen und Verstehen. Ist nicht einfach, funktioniert aber großartig. - Immer auch den Blick nach Außen fördern
Wer nie über den Zaun geblickt hat, glaubt schnell, dass am Nachbargrund das Gras viel grüner wächst. Je mehr Menschen andere Wirklichkeiten kennen, können die Stärken und Potenziale der eigenen richtig einordnen. Ist SEHR hilfreich in internen Diskussionen – und beim Finden von Lösungen. - Mit Mythen aufräumen, auf Emotionen eingehen
Jede Organisation hat ihre Gerüchte. Die sind meist angsteinflößend, ärgerlich, traurig. Daher ist es immer wieder sinnvoll, diesen Mythen Fakten gegenüber zu stellen und die Emotion zu adressieren, die hinter dem Mythos steht. Das kann anstrengend werden, macht aber auf Dauer Sinn.
- Gelassenheit als Tugend etablieren, die Gelassenen fördern
Nicht jedes Thema muss in großer Aufregung enden. Daher immer wieder mal auch gelassen reagieren und das weitergeben. Das gilt im Großen wie im Kleinen. Bei ärgerlichen Mails nicht gleich antworten, besser ausatmen und dann mit einer Pause zum Hörer greifen. Aus dem Affekt entstehen selten großartige Lösungen. - Erfolge (faktenbasiert) und gute Erlebnisse (emotional) sichtbar machen spricht für sich.
- (Neue) Routinen verankern
Der alte Stiefel drückt, neue werden auch einmal drücken, sind aber im ersten Schritt anders – und das ist wichtig. Neue Meetingformate, neue Kommunikationsroutinen, die man konsequent durchzieht, geben Vertrauen in die Zukunft. - Bewusster Umgang mit Stimmungsmacher:innen
Die stärken, die positiv ausstrahlen. Gleichzeitig das in der Stimmungswirkung „andere Ende der Gauss’schen Kurve“ ansprechen und ggf. auch Konsequenzen zu setzen.
In jedem Fall ist die Stimmung zu mächtig, als dass man sie sich selbst überlassen soll. Sie ist ein komplexes – momentanes – Ergebnis vieler Energien. Auf manche kann und soll man einwirken – als nicht zu unterschätzenden Beitrag zu einer langfristig erfolgreichen Organisation.
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Ein herzliches Dankeschön an Michael Köttritsch, Ressortleiter Management & Karriere die Presse, dafür, dass die Gedanken so hervorragend in den Beitrag „Stimmungsschwankung“ im aktuellen Karriere-Newsletter aufgenommen wurden.